Wo sind die weiblichen Regisseure und Drehbuchautoren?

Anlässlich des Weltfrauentags (8. März) schreibt Annica Ryngbeck über die Situation der weiblichen Regisseure und Drehbuchautoren in der Filmindustrie. Trotz ähnlicher Studenten- und Berufseinsteigerquoten zeigt sich bei der Vergabe von Stellen ein krasses Gefälle, denn Frauen werden einfach nicht eingestellt. Wie kann das geändert werden? Im Zuge der fairen Bezahlung für On-demand Nutzung der Werke von Drehbuchautoren und Regisseuren ist es wichtig, dass sich alle ihren Lebensunterhalt damit ermöglichen können – Männer und Frauen gleichermaßen

Petition Support Europe's Screenwriters and Directors

Margarethe von Trotta, Isabel Coixet, Julie Bertuccelli, Lynsey Miller, Diane Redmond und Susanna White sind nur einige der weiblichen Drehbuchautoren und Regisseure, die die Petition für eine faire Bezahlung der europäischen audiovisuellen Urheber unterzeichnet haben. Heute, am Internationalen Frauentag (8. März), ist es angemessen hervorzuheben, dass nicht nur faire Bezahlung für Urheber eine Notwendigkeit ist sondern ebenso, dass es eine chronische Unterrepräsentation von weiblichen Regisseuren und Drehbuchautoren in der Filmindustrie gibt.

Das ist nicht weiter verwunderlich: Es spiegelt die Ungleichheit der Geschlechter in der gesamten Gesellschaft wider. Allerdings wurde dieses Thema nun in den Blickpunkt dank der jüngsten Europäischen Studien gerückt. Und, machen wir uns klar, insbesondere heute ist es Zeit zu handeln!

Wenn man sich Großbritannien diesbezüglich ansieht, sind Frauen im Filmstudium und ihr Eintritt in die Filmindustrie auf den ersten Blick kein Problem. Ganz im Gegenteil, genauso viele Frauen wie Männer studieren und treten in die Industrie ein. Frauen werden einfach nur weniger oft als Regisseure eingestellt, wie die Studie von Directors UK belegt. Eine CNC Studie (Staatliches Zentrum für Film und bewegte Bilder) zeigt eine ähnliche Situation in Frankreich auf.

Erst in 51 Jahren werden genauso viele Frauen wie Männer bei Filmen Regie führen. Laut der Studie des Europarates führten zwischen 2003 und 2012 bei nur 1.372 Filmen Frauen allein die Regie, verglichen mit 7.357 von Männern allein. Zwischen 2005 und 2014 führten bei 16,1% der Low-Budget-Filme (unter £500.000 (GBP)) Frauen Regie und bei Big-Budget-Filmen (über £30 Millionen (GBP)) lag die Rate noch weiter drunter, es waren nämlich nur 3,3% der Filme. Über einen Zeitraum von zehn Jahren stieg die Rate von UK Filmen, in denen Frauen Regie führten, um nur geringfügige 0,6% stellt Directors UK fest. Die Zahlen sind auch für ganz Europa ähnlich: Unter den Top-Verdienern bei Filmregisseuren sind nur 4,2% Frauen und unter Filmautoren liegt die Zahl bei 13,2% wie eine Studie des Europäischen Parlaments zeigt.

Bei der Geschlechterungleichheit geht es um fehlendes Bewusstsein und die Stereotype des Regisseurs als Mann. Die von Directors UK 2014 erstellte Studie spricht von einer Kultur immer denselben männlichen Regisseur einzustellen und einer „Wahrnehmung, dass Frauen nicht imstande sein könnten große, hauptsächlich männliche Crews zu leiten, die, im Gegenzug, sich unwohl fühlen könnten, wenn sie von einer Frau geführt werden. Einige männliche Hauptdarsteller mögen es nicht, wenn Frauen Regie führen“.

Bei der Geschlechtergleichheit geht es um gleichen Zugang zur Filmindustrie und um die Bilder, die auf der Leinwand gezeigt werden. Die meisten weiblichen Regisseure tendieren dazu weibliche Protagonisten zu haben und erzählen die Geschichte aus der Sicht eines weiblichen Erzählers. Eine Typologie, die sehr selten bei Top-Produktionen von männlichen Regisseuren vorkommt. Während Filme von Frauen seltener in offiziellen Wettbewerben bei einigen der größeren Festivals ausgesucht werden, erhalten Sie jedoch proportional gesehen mehr Auszeichnungen. Dies zeigt wie wichtig es ist, weibliche Regisseure und Drehbuchautoren zu fördern und zu unterstützen, da ihre kreative Arbeit eine Schlüsselrolle spielt, wenn es um die Förderung von Geschlechtergleichheit im Sektor wie auch in der Gesellschaft im Allgemeinen geht. Unter‘m Strich: Wenn Frauen nicht auf gleicher Basis vor sowie hinter der Kamera einbezogen werden, wird der Film nie in Gänze das Publikum, dem er dient, widerspiegeln.

Directors UK gibt einige Empfehlungen für direkte Interventionen, um die Zahl der Regisseurinnen, die in der Filmindustrie arbeiten zu verbessern, darin inbegriffen ist die Unterstützung und Beratung sowie das Sammeln von Informationen. Die „Strategie für Geschlechtergleichheit in der Filmindustrie“ des Europarates hat eine Rate von 50/50 bis 2020 zum Ziel. Das Schwedische Filminstitut ist ein weiteres Beispiel dafür, dass sichergestellt wird, dass die öffentlichen Gelder zwischen männlichen und weiblichen Regisseuren gleich aufgeteilt werden. Eine faire Bezahlung für On-demand Nutzung der Werke von Drehbuchautoren und Regisseuren zu unterstützen ist ein Weg ihnen zu ermöglichen, sich ihren Lebensunterhalt damit zu verdienen – Männer und Frauen gleichermaßen.

Übersetzt nach Annica Ryngbeck „Where are the female directors and screenwriters“

Den Originaltext finden Sie hier.